BANI - ähm, wer?
1. MÄRZ 2023
BANI ist ein sogenanntes Sensemaking Modell und bietet uns einen Rahmen, um die gegenwärtige Welt besser zu verstehen und daraus Handlungsoptionen abzuleiten.
Nein, mit BANI ist weder ein bunter Dinosaurier noch der sehr wandelbare Typ aus der Serie »How I Met Your Mother« gemeint. BANI ist ein sogenanntes Sensemaking-Modell und bietet uns einen Rahmen, um die gegenwärtige Welt besser zu verstehen und daraus Handlungsoptionen abzuleiten. BANI ist ein Akronym und steht für B:rittle (brüchig), A:nxious (ängstlich, besorgt), N:on-linear (nicht-linear) und I:ncomprehensible (unbegreiflich).
Aber Moment mal – was ist denn aus der VUCA-Welt geworden?
Stimmt, das VUCA-Konzept geht zurück auf die 1980er-Jahre und begleitet uns seit vielen Jahren als Erklärungsmodell für viele Herausforderungen im Alltag. Das Akronym VUCA steht für V:olatility (Volatilität), U:ncertainty (Unsicherheit), C:omplexity (Komplexität) und A:mbiguity (Ambiguität).
VUCA hat zur schnellen Entscheidungsfindung bei unerwarteten und unvorhersehbaren Veränderungen beigetragen und zu agilen und selbstorganisierten Denk- und Handlungslogiken geführt. Doch dieser Rahmen, der damals für die kommenden Jahre entwickelt wurde, beschreibt seit langer Zeit den Normalzustand. Spätestens seit der Pandemie wurde an vielen Stellen offengelegt, dass wir an der Schwelle zu einer neuen Welt stehen und uns Modelle von »gestern« keine neuen Erkenntnisse für Gegenwart und Zukunft liefern. Wir brauchen einen neuen, auf aktuelle Situationen und künftige Herausforderungen ausgerichteten Rahmen. Ein Modell, das uns die Welt in ihrer aktuellen Situation besser verstehen lässt, aus dem wir Handlungsoptionen ableiten und ein sicheres Gefühl schöpfen können. Wir alle sind Teil dieser Welt und haben einen Beitrag geleistet, dass sie ist, wie sie ist. Doch nur wenn wir sie verstehen, können wir sie aktiv formen und positiv gestalten: für uns, für die Gesellschaft und für den gesamten Planeten. Aber was genau bedeutet dieses BANI im Detail?
B:rittle steht für brüchig oder spröde
Sucht man das Wort spröde oder Sprödigkeit bei Google, finden wir unter anderem die Erklärung: »hart, unelastisch, leicht brechend oder im geringen Maße verformbar«. Spröde Dinge und Systeme wirken nach außen hin stark und signalisieren, dass sie in der Lage sind weiterzumachen, selbst wenn sie kurz vor dem Versagen stehen. Sprödigkeit entsteht oft aus der Absicht, Effizienzen zu maximieren, einem System das Letzte an Wert, Geld, Macht, Nahrung, Arbeit etc. abzugewinnen.
Die Pandemie und der Angriff Russlands auf die Ukraine haben mehr denn je aufgedeckt, dass sicher geglaubte Systeme Brüchigkeit aufweisen können. Seien es die globalen Lieferketten, die auch in unserem Land die Regale ausgedünnt haben, oder der Angriff auf das Capitol in den USA und die damit verbundene Erschütterung der ältesten (und stabilsten) Demokratie der Welt. Aber was können wir tun?
Wir werden Sprödigkeit in stabil geglaubten Systemen als »neues Normal« begreifen müssen, um der Veränderung das Überraschungsmoment zu nehmen. Fragen wir uns also: Wo gibt es brüchige Systeme oder Dinge in unserem Alltag, von denen wir uns trennen oder die wir verändern können, bevor der Zusammenbruch eintritt?
Ferner ist Resilienz, also die Fähigkeit, Krisen durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen zu bewältigen, die Zukunftskompetenz schlechthin, um Veränderungen als Anlass für persönliche Entwicklung zu nutzen. Lasst uns anfangen, auf der Welle der Veränderung zu surfen, anstatt zu versuchen, uns gegen sie zu stemmen!
A:nxious steht für ängstlich oder besorgt
Angst wirkt als Gefühl des Entsetzens sowie der Hilfs- und Ausweglosigkeit. Sie kann Passivität und Nichthandeln auslösen, denn in einer ängstlichen Welt kann jede zu treffende Entscheidung in eine Katastrophe führen. In unserer heutigen Zeit sind wir von einem Medienumfeld umgeben, das perfekt darauf ausgerichtet zu sein scheint, Angst zu verstärken: hetzerische und mehrdeutige Headlines, die den relativierenden Teil hinter einer Bezahlschranke verstecken, gezielt gesteuerte Fehl- und Desinformationen, Lügen, Pseudowissenschaften und mehr. Fake News führen nicht nur zu Verunsicherung, sondern bei vielen Menschen zur Angst.
Doch wir können lernen, der Angst zu begegnen und selbst darüber entscheiden, wie wir unsere Emotionen regulieren. Die Zukunftskompetenz Achtsamkeit ist der Schlüssel. Wer versteht, achtsam mit den täglich einprasselnden Informationen umzugehen, mehrere (seriöse) Quellen zu Rate zieht, schafft Klarheit für sich und wird weniger anfällig für Angst. Vielleicht versuchen wir es sogar einmal mit einem reduzierten Medienkonsum? Wusstest du, dass heutzutage jeder Einzelne von uns über ein Vielfaches an Informationen verfügt als der US-Präsident in den Achtzigerjahren?
N:on-linear steht für nicht-linear
In einer nicht-linearen Welt sind Ursache und Wirkung gefühlt unzusammenhängend und nicht verhältnismäßig. Die Zukunft gestaltet sich unvorhersehbar, instabil und chaotisch. So lassen plötzliche Auswirkungen die Entstehung nicht mehr erkennen und Maßnahmen bewirken nicht den erwünschten Effekt. Diese Effekte haben wir alle noch von der Corona-Pandemie vor Augen. Beim globalen Klimawandel werden uns die sichtbaren Ursachen und Wirkungen mit enormen Verzögerungen deutlich. Was wir jetzt sehen, ist in großen Teilen das Ergebnis der Kohlenstoffemissionen seit den 1980er-Jahren.
Doch der Mensch hat eine hohe Fähigkeit zur Anpassung und Adaption. Unsere Anpassungsfähigkeit gleicht die Nicht-Linearität aus und unsere Flexibilität kann uns neue Gegebenheiten maximal nutzen lassen.
I:ncomprehensible steht für unbegreiflich
Wir leben in einer Zeit des Informationsüberflusses und können jeder Zeit auf alle Daten zugreifen. Klingt toll, oder? Doch bei all der Flut an neuen Konzepten, Ideen, Meinungen usw. wird es zunehmend schwieriger, diese einzuordnen und zu verstehen. Die Folgen sind Unzufriedenheit bis hin zu psychischen Leiden, wenn die Sachverhalte nicht verstanden werden. Mehr Informationen sind keine Garantie für ein besseres Verständnis und können schnell zur Überforderung führen.
Transparenz ist ein wirksames Mittel gegen Unverständlichkeit. Wir brauchen Strukturen, in denen Wissen nicht mehr als Statusinstrument eingesetzt wird und Filter, die es uns auf Basis von Relevanz, Ziel, Bedürfnisbefriedigung und Sinn ermöglichen, der Unverständlichkeit zu begegnen.
Und wie hängen VUCA und BANI nun zusammen?
In vielen Beiträgen werden VUCA und BANI als etwas sehr Ähnliches wahrgenommen. Im VUCA steht das »V« für Volatilität, also das ständig Wechselhafte und Schwankende. Nach unserer Interpretation könnte ein Überstrapazieren dessen zum »B«, also zum »Brüchig« von BANI geführt haben. Aus Unsicherheit kann Ängstlichkeit werden. Unbegreiflichkeit (Incomprehensible) könnte die Steigerung von Mehrdeutigkeit (Ambiguität) sein – ebenso wie » Nicht-linear« die Folge von »Complexity«.
Wir haben uns noch keine abschließende Meinung gebildet, ob BANI das neue VUCA ist und sehen beide Modelle aktuell koexistieren.
Was ist Ihre Meinung dazu?
In welchen Situationen Ihres (Arbeits-)Alltags begegnen Ihnen BANI und VUCA? Schreiben Sie uns gerne dazu an: hallo@becreation.de
Unser Artikel basiert auf dem Ansatz von Jamais Cascio und nutzt die folgenden Quellen:
https://medium.com/@cascio/facing-the-age-of-chaos-b00687b1f51d
https://stephangrabmeier.de/bani-vs-vuca/
https://www.lumen-partners.com/blog-beitraege/2021/10/15/bani-ist-das-neue-vuca
https://t2informatik.de/wissen-kompakt/bani/